Beim letzten Treffen von Depression Erding Ebersberg in Markt Schwaben im Jahr 2019 ließen wir unser Gruppentreffen mit Kinderpunsch und belegten Baguette ausklingen. Es war wie im letzten Jahr ein entspannte und schönes Treffen vor Weihnachten.
Am Sonntag, den 10. November jährt sich der Todestag vom ehemaligen National-Torhüter Robert Enke. Der tragische Tod von ihm machte vielen klar, dass eine depressive Erkrankung jeden treffen kann. Teresa Enke baute nach dem Tod ihres Mannes die Robert-Enke-Stiftung auf; die Organisation informiert seit 2010 über die Krankheit und wirkt auch bei Projekte mit, die zur Unterstützung von Betroffenen dienen.
Der Einsatz der Robert-Enke-Stiftung in der Öffentlichkeit war auch der Grund, dass diese Webseite ins Leben gerufen wurde. Später wurde dann unsere Selbsthilfe-Gruppe 2018 gegründet.
Wir finden, die Aktion #GedENKEminute der Robert-Enke-Stiftung ist eine tolle Aktion und bitten hiermit alle Vereine – egal welche Ligazugehörigkeit im Damen- und Herren-Erwachsenenbereich am Wochenende diese Aktion zu unterstützen
und somit eine breite Masse auf das Thema Depression aufmerksam zu machen. Wir hoffen, dass viele vielleicht den Mut erhalten durch diese Aktion sich Hilfe zu holen und nicht erkrankte sich mehr bewusst machen, dass diese Krankheit existiert.
Viele depressive Leben unsichtbar unter uns allen in der Gesellschaft und diese psychische Erkrankung kann vom Jugendlichen bis zum Rentner jeden treffen. Frühzeitiges Erkennen kann die Krankheit mildern, heilen oder auch Leben retten.
Hiermit rufen wir alle Fußballvereine im Landkreis Erding und Ebersberg dazu auf, dem Aufruf der Robert-Enke-Stiftung zu folgen und am Sonntag eine Gedenkminute abzuhalten.
Weitere Informationen finden sich unter:
und
https://robert-enke-stiftung.de
Am Samstagmorgen, den 25.08. trafen wir uns an der AWO in Markt Schwaben um zu den
Hermannsdorfer Landwerkstätten nach Glonn zu fahren. Das Wetter stand uns bei und die
Sonne strahlte den ganzen Tag. Auf der Hinfahrt unterhielten wir uns angeregt im Auto
über die schöne Landschaft und freuten uns auf die kommende Hoführung.
Die Hermannsdorfer Landwerkstätten sind deutschlandweit bekannt für Ihre ökologische
Landwirtschaft und die Schweine- und Hühnerhaltung. Nach Ankunft besorgten wir uns die
Tickets und bestaunten das schöne Landgut. Die Führung übernahm pünktlich gegen
10.00 Uhr eine sehr nette und freundliche „bayerische“ Dame, die uns im Schatten die
Philosophie und Geschichte des Unternehmens näher brachte.
Der Gründer Karl Ludwig Schweisfurth wurde geprägt durch seine Lehr- und Wanderzeit in
Amerika der 50er Jahre und schaffte im Januar 1984 eine für sich stimmende Wende
herbei. Die Botschaft: Höre auf und fange neu an – klein, überschaubar und mit
menschlichem Maß. Wieder alles zusammenbringen, was zusammengehört: die Bauern,
die Lebensmittel-Handwerker und die passionierten Verkäufer als Mittler zum Verbraucher.
Knapp 20 Minuten dauerte die geschichtliche Einführung. Wir alle horchten interessiert
und neugierig zu. Fragen waren erlaubt und wurden auch von den ein oder anderen
Teilnehmen gestellt.
Die Führung begann mit der Begutachtung der Schweinehaltung, es
wurde uns ausführlich erklärt wie die Schweine gehalten werden, welches Futter sie
bekommen und wieso auf dem Hof das reinrassige Schwäbisch-Hällische Schwein mit
dem Piétrain- und auch Duroc-Ebern gekreuzt werden. Anschließend ging es weiter zu
den Mastställen wo die tragenden Sauen ihre Ferkel bekommen. Bevor die jungen Ferkel
ihre ersten Erkundungen machen erhalten sie stundenweise – je nach Jahreszeit –Auslauf.
Der nächste Gang ging zur Schlachterei, den wir alle mit gemischten Gefühlen
betrachteten. Aber es war ja jedem vorher bewusst dass wir uns hier nicht im Streichelzoo
sondern bei einem Landwirtschaftsbetrieb mit Nutztierhaltung befinden. Durchschnittlich
werden ca. 75 Schweine pro Woche geschlachtet und der Großteil landet in den Hofläden
oder zur Verköstigung im eigenem Restaurant. Das Restaurant, welches früher als Stall
gedient hatte, ist sehr beeindruckend. Weiträumig und mit viel Liebe zum Detail
eingerichtet. Eigenes Brot, Käse und Bier werden zusätzlich selber hergestellt. Der ein
oder andere hätte wahrscheinlich nichts gegen eine Bier Verköstigung gehabt. Stattdessen
wurde uns frisches Brot angeboten, welches jeder probieren durfte. Geschmacklich waren
wir uns alle einig, sehr sehr lecker! Das alles hat auch seinen Preis, wie ein Blick auf die
Tageskarte verriet. Der Schweinebraten mit Knödel wurde für 25,- Euro und der Eiskaffee
für 9,50 Euro angeboten.
Nach ca. 1,5 Stunden endete die Hoführung hier, wir bedankten uns alle mit Applaus für
das Engagement der sehr netten Dame. Wir beschlossen das Gelände noch auf eigene
Faust zur erkunden und spazierten anschließend zum Hühnerareal, wo uns das ein oder
andere Hermannsdorfer Landhuhn über den Weg lief. Nebenbei naschten wir noch an den
Brombeersträuchern.
Abschließend besuchten wir noch den Hofladen und begutachteten
die Vielfalt an Lebensmitteln die der Betrieb selber herstellte.
Im Cafe „Steinbergers Marktblick“ in Glonn endete unser heutiger Ausflug. Flammkuchen
und Eiskaffee wurden bestellt und wir fühlten uns alle sehr wohl in der Gruppe.
Wir können uns gegenseitig unterstützen und öffnen, keiner muss sich verstecken, das zu
wissen kann schon einiges einfacher machen……
Mitte April 2018 haben wir das erste Mal ein Treffen unserer Selbsthilfegruppe (SHG) ‚Aktiv für die Psyche‘ in Markt Schwaben veranstaltet. Wir Gruppengründer waren damals recht nervös, aber es hat gut geklappt vor einem großen Publikum. Seither hat sich viel getan; es gibt mittlerweile einen festen ‚Gruppen-Kern‘, im Zuge der Gruppeninventur haben sich die Aufgaben neu verteilt und wir haben uns selbst eine klarere Gruppenstruktur mit zum Beispiel Kommunikationsregeln gegeben.
All diese Dinge sind aus meiner Sicht – als treibende Kraft der Gruppe – sehr gute Gründe, das Einjährige Bestehen unserer SHG zu feiern. Also haben wir uns am Osterwochenende mit 2 Autos aufgemacht zum Wildpark nach Oberreith hinter Gars am Inn. Wir haben uns angeregt unterhalten, die Tiere angeschaut, ein paar sind auf den Aufsichtsturm hoch und eine Rast haben wir schließlich vor der Kletteranlage im Wald eingelegt.
Eindrücklich war dann auch der Besuch eines Bienen-Hauses, mir haben die gewaltigen Findlinge (große Steine) aus dem Inntal imponiert und besonders ansprechend fanden die meisten von uns die Wollschweine. Anders als beispielsweise die Wildschweine in Poing wirkte deren Familiengefüge recht harmonisch und die Tiere fühlten sich in ihrem Familienverbund sichtlich sau-wohl 😉
Am Nachmittag haben wir dann die Flugschau im Wildpark Oberreith angeschaut; ein besonderes Erlebnis! Der Falkner erzählte von seinem Alltag mit den Raubvögeln und dass es unbedingt notwendig ist, dass jedes Tier eine Handaufzucht ist, um irgendeine Chance zu haben, dass sich der Vogel an Menschen gewöhnt. Uhu, Geier & Co. sind nur knapp über unseren Köpfen geflogen und zuletzt hat sich ein fränkischer Milan bei seinem ersten oder zweiten Freiflug längere Zeit geweigert, zurück zu seiner ‚Vogel-Frau‘ zu fliegen und sich stattdessen einfach auf dem Reh-Gehege niedergelassen bzw. immer wieder seine Segelrunden gedreht.
Wir haben im Anschluss noch die Ponys und Alpakas gestreichelt und gefüttert. Bevor wir den Park endgültig verlassen haben, ging es noch 5min auf die Kinder-Wildpark-Eisenbahn und wir sind noch einmal mit Lok-Antrieb und einer anderen Perspektive ein Stück des Parks abgetuckert. Für mich ein rundum gelungener Ausflug zum 1. Geburtstag von ‚Aktiv für die Psyche‘!
PS: Wer Fische mal gründeln sehen will, kann das derzeit auch in Oberreith..
Unser Gruppe nahm das Angebot, über das Selbsthilfezentrum (SHZ) München eine Gruppeninventur durchzuführen, gerne wahr. Am Samstag trafen wir uns und fuhren gemeinsam in die Stadt zum SHZ.
Die geplanten 4 Stunden sollten den Organisatoren und Gruppenmitgliedern die Möglichkeit geben, den Ablauf und die Gestaltung der 14-tägigen Treffen von ‚Aktiv für die Psyche‘ mit Hilfe eines Supervisors zu reflektieren. Das bestehende Konzept sollte überdacht werden und neue Anregungen eingebracht (werden).
Im ersten Schritt forderte uns der Supervisor – Herr Eisenstecken – auf, Vorschläge zu machen, was wir denn an diesem Tag diskutieren wollen. Es kamen einige Themen zusammen und in einem zweiten Schritt durfte jeder drei Punkte bei den Themen setzen, die er oder sie am wichtigsten fand. Die Themen mit den meisten Punkten wurden zunächst besprochen. Nach und nach fiel auf, dass ein Teil der Themen Verbindungen zu anderen hatte.
Mit der Unterstützung von Herrn Eisenstecken konnten wir auch bei schwierigen Themen und auseinandergehenden Meinungen, eine konstruktive Lösung im Team entwickeln. Für uns und Herrn Eisenstecken eine positive Entwicklung! Der Supervisor moderierte das Geschehen sehr gut, ging auf unsere Anliegen ein und regte die Gruppe immer wieder dazu an, eine gemeinsame Lösung zu finden.
Zum Thema Kommunikation ist uns von Herrn Eisenstecken folgendes in Erinnerung geblieben: Kommunikation findet immer statt, auch wenn diese nicht verbal erfolgt. Jeder Mensch nimmt Gesten seiner Mitmenschen anders wahr und interpretiert die Situation individuell, wobei es verschiedene Sichtweisen auf scheinbar ein- und dieselbe Sache geben kann. Dadurch entstehen Verständnisprobleme, die zu Unruhe unter den Beteiligten führen können. Daher ist es wichtig, wenn auch nicht immer sofort möglich, die Wahrnehmung gegenüber dem anderen zu erklären und Fragen im Detail zu besprechen.
Für unsere zukünftigen Gruppenstunden nehmen wir mit, dass wir miteinander Kommunikationsregeln formulieren wollen und uns mit der Frage der Gruppenleitung beschäftigen wollen: Hat diese jemand oder haben diese mehrere Personen inne und inwiefern übernimmt wer welche Verantwortung? Herr Eisenstecken hat uns empfohlen, dass eine Beschäftigung mit diesen Fragen Konflikte, die häufig in Selbsthilfegruppen auftreten, entschärfen können. Und unterschiedliche Meinungen sind noch keine Konflikte! Der bewusste und respektvolle Umgang mit den unterschiedlichen Meinungen ist das, wofür ich mir Raum in unserer Selbsthilfegruppe wünsche.
Haben Gefühle Platz im Arbeitsleben? Darf ich meinen Gefühlen offen und ehrlich Ausdruck verleihen? Warum ist das in der Vergangenheit auch mal so richtig schief gegangen?
Diese und ähnliche Fragen schwirren mir seit ein paar Monaten im Kopf herum. Angefangen hat es mit einer neuen Arbeitsstelle, bei der ich zu Beginn gefühlt 😉 von negativen Gefühlen überflutet wurde und nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Mittlerweile habe ich mich ein bisschen ge-settled und fühle mich langsam sicherer im Job. Geholfen haben mir dabei berufliches Coaching und ein Buch, das ich mir von einer Kollegin ausgeliehen habe: Gefühle @work ~ Wie emotionale Kompetenz Unternehmen transformieren kann.
Die Autorin Vivian Dittmar gibt in diesem Büchlein einen Überblick über ihre grundlegenden Erkenntnisse des oft schwammigen Gefühl-Begriffs. Eine erste wichtige Unterscheidung, die sie trifft und deren Verständnis mir weiter geholfen hat, ist der Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen. Unter Gefühlen versteht sie notwendige soziale Kräfte, während Emotion bei ihr „Gefühle aus der Vergangenheit [bezeichnet], die damals überwältigend waren und deshalb nicht gefühlt wurden“ (S. 37). In diesem Zusammenhang spricht sie auch von emotionalen Altlasten. Für mich persönlich schließe ich daraus Folgendes: Wenn ich im zwischenmenschlichen Miteinander von einer Sache so ge-triggered werde, dass sich meine Gedankenwelt fast nur noch darum dreht, ist wahrscheinlich eine emotionale Altlast im Spiel und ich hüte mich besser davor, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Gleichzeitig ist jedoch nicht zu vergessen, dass Gefühle eine soziale Funktion haben. Auch wenn ich weiß, dass ich schnell ge-triggered werden kann, ist es wichtig, Gefühle zu erkennen und erst einmal für mich auch anzunehmen. Egal ob mit einer emotionalen Altlast oder einem Gefühl als soziale Kraft; irgendwie muss ich mich damit auseinandersetzen, sonst geht der Schuss nach hinten los.
Die vielleicht nett gemeinten Ratschläge in Bezug auf mein reges Gefühlsleben wie ‚Mach dir nicht so viele Gedanken‘ oder auch ‚Leg dir mal eine dickere Haut zu‘, haben bei mir noch nie zu viel geführt, außer dass ich mich unverstanden fühle und vielleicht selbst noch mehr verurteile.
Zurück zu Vivian Dittmar und den Gefühlen @work: Sie hat einen Gefühlskompass entwickelt, bei dem sie 5 Grundgefühle unterscheidet; das sind Angst, Freude, Scham, Trauer und Wut. Da kommt bei mir gleich das Bild aus dem Pixar-Film „Alles steht Kopf“ hoch, der das Zusammenspiel dieser Gefühle anschaulich darstellt (mit Ausnahme von Scham; stattdessen ist in dem Animationsfilm Ekel das fünfte Grundgefühl). Im Buch beschreibt die Autorin, welche Kraft in jedem der 5 Grundgefühle steckt, wobei ihr sehr wichtig ist, dass sich jedes Gefühl positiv und negativ äußern kann. Gehen wir sie der Reihe nach durch:
Zu Beginn des Blog-Beitrags habe ich drei Fragen gestellt, die ich nun nach der Lektüre von Gefühle @work versuchen möchte zu beantworten plus der Zusatzfrage der Auflösung des Ganzen.
Haben Gefühle Platz im Arbeitsleben? Ja, das haben und müssen sie – in der Arbeit und im Leben allgemein. Dazu fällt mir das Lied ‚Ich bin doch keine Maschine‘ von Tim Bendzko ein und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man krank wird, wenn man seine Gefühle unterdrückt oder ihnen nicht genug Raum in seinem Leben geben kann.
Darf ich meinen Gefühlen offen und ehrlich Ausdruck im Arbeitsleben verleihen? Wie oben beschrieben ist hier die Unterscheidung zwischen emotionaler Altlast und einem Gefühl als sozialer Kraft wichtig. Im Hinterkopf versuche ich zu behalten, dass ich nicht sofort reagiere und auch nicht total eintauche in mein Gefühlsleben, wenn es mich gerade ‚über-mannt‘. Vivian Dittmar spricht von Gefühlen parken, wenn sie einen in einer Situation gerade überfordern. Das heißt, ich lasse das Gefühl zu – unterdrücke es also nicht, aber versuche es dann irgendwie zur Seite zu schieben und mich später damit zu beschäftigen. Außerdem muss ich davon ausgehen, dass es für das zwischenmenschliche Miteinander ganz wichtig ist, dass ich (und mein Gegenüber) meine (bwz. wir unsere) Gefühle ausdrücken. Ich möchte lernen, meine Gefühle angemessen auszudrücken.
Warum ist das in der Vergangenheit auch mal schief gegangen? Weil ich mich von einer emotionalen Altlast dazu habe hinreißen lassen, meine Gefühle unangemessen auszudrücken – eigentlich lief das fast automatisch ab. Wenn ich genau hinschaue, habe ich in der ein oder anderen Situation aus heutiger Sicht wohl überreagiert, wusste es damals aber nicht besser, weil ich unbewusst an Situationen aus meiner Kindheit/Jugend erinnert wurde, die ich damals nicht verändern konnte. Damals war ich diesen Gefühlen ausgeliefert und so wurden sie zu emotionalen Altlasten. Heute aber bin ich erwachsen und kann und möchte mit gewissen Situationen anders umgehen: Ich möchte meine Gefühle besser im Griff haben.
Und wie kann ich das jetzt tun? Erst einmal finde ich es wichtig, dass ich mir diese ganzen Zusammenhänge bewusst gemacht habe. Was ich diese Woche im Arbeitsalltag festgestellt habe, ist, dass mir Anteilnahme an meiner Situation von Kollegen oder auch im privaten Bereich hilft. Vivian Dittmar empfiehlt in ihrem Buch außerdem eine Methode, die ich (noch) nicht ausprobiert habe: das bewusste Entladen. Dabei ‚kotzt‘ man sich sozusagen 5-10 Minuten bei einer Person seines Vertrauens über eine belastende Situation aus, ohne dass man irgendwas zurückhält. Das Gesagte wird dabei absolut vertraulich behandelt; also wenn ich das richtig verstehe, reagiert das Gegenüber weder bei noch nach der bewussten Entladung auf das Gesagte. Laut der Autorin ist der erstaunliche Effekt dieser Praxis, „dass Menschen sich in diesem Rahmen innerhalb kürzester Zeit selbst sortieren können. Sie werden sozusagen ihr eigener Coach, einfach dadurch, dass ihnen aufmerksam und wertungsfrei zugehört wird“ (S. 144). So ganz kann ich mir das Ganze noch nicht vorstellen, aber ich finde es einen spannenden Ansatz und wer weiß, vielleicht kann ich ja demnächst bei jemandem bewusst entladen? Mein eigener Coach in Sachen Gefühle @work werden zu können, hört sich auf jeden Fall sehr verlockend an!
“Wenn du die Möglichkeit hättest eine Information über deine psychische Erkrankung vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen, welche wäre es?“
„Und welche sollte die ganze Welt wissen?“
„Bin ich schuldig an meiner Erkrankung?“ „Ist überhaupt jemand schuldig, dass ich mich so fühle?“„Muss ich für, bzw. gegen etwas kämpfen?“
Diese und viele andere Fragen beschäftigten unsere Gruppe in der ersten Hälfte bei dem letzten Treffen am 31.01.2019. Unsere recht interessante Diskussion mit einem philosophischen Tiefsinn hat uns wieder bewiesen, wie unterschiedlich unsere Erfahrungen und damit verbundene Meinung sein kann. Es ist eine Bereicherung diese auszutauschen und so einen neuen Blick auf die gestellten Fragen zu bekommen.
Mich persönlich hat eine Aussage sehr zum Nachdenken gebracht: „Ich habe zwei Wörter aus meinem Wörterbuch gestrichen, und zwar Schuld und Kampf. Es ist klar, wenn man gegen etwas kämpft, dann erzielt man nur Gegenkampf. Druck gegen Druck. Es ist und war immer das schlimmste was Menschen machen könnten.“ Gegen was/wem kämpfe ich selbst? Ganz automatisch antworte ich auf die Frage, wie es mir geht mit: „Jaaa, ich kämpfe weiter“. Ich will aber nicht mit mir selbst kämpfen, ich wünsche mir, alles, was in mir passiert, besser zu verstehen und die Vergangenheit langsam zu verarbeiten und akzeptieren. Und natürlich will ich auch nicht mit meiner Umgebung kämpfen! Mein Wunsch, und der von jedem Betroffenen, ist mehr Geduld, Offenheit, Akzeptanz und Freundschaft..
In der zweiten Hälfte haben wir uns über verschiedene Entspannungsmethoden ausgetauscht und festgestellt, dass jeder den Weg zum Entspannen selber finden muss. Manche von uns tendieren zu ruhigeren, sanften bzw. mentalen Methoden, wie z. B. Progressive Muskelentspannung, Yoga, Fantasiereise, Meditation, Qi Gong, Feldenkreis oder Tai-Chi. Andere können sich gut beim Ausdauertraining entspannen. Diese zählt ja zu den sportwissenschaftlich anerkanntesten Stressbewältigungsmethoden! Wichtig ist es, offen fürs Neue zu sein und es auszuprobieren. Und so wie wir uns in dem Lauf der Zeit ändern, ändert sich auch unser „Entspannungsgeschmack“. Deswegen: auch wenn wir das Gefühl haben, dass die ausgesuchte Entspannungsmethode gar nicht zu uns passt, schließen wir nie die Tür hinter ihr!
Zum Schluss haben wir eine Imaginationsreise mit dieser schönen Übung gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=UEKUB7HSPTE
Ich freue mich auf unser nächstes Treffen!
Und bis dahin nicht vergessen: RELAX 🙂
Vergangenen Donnerstag, am 31.1.19, fand beim Sozialpsychiatrischen Dienst kurz SPDI in Erding ein Informationsabend zum Thema Selbsthilfe mit meiner Mitwirkung statt. Schon seit einiger Zeit ist uns Selbsthilfe-Aktiven aufgefallen, dass wir immer mal wieder Anfragen für unsere Selbsthilfegruppe aus dem Erdinger Raum bekommen. Dann hat der Leiter des SpDis in Erding angefragt, ob ich als Referentin für einen Workshop zur Verfügung stehen würde. Gesagt, gemacht – und so stellte ich letzten Donnerstagabend in einem Impulsreferat meinen Weg in die Selbsthilfe vor, während Viki in Markt Schwaben das reguläre Gruppentreffen von ‚Aktiv für die Psyche‘ gestaltet und abgehalten hat.
In Erding hatten sich elf Betroffene und Angehörige von psychischen Erkrankten eingefunden und
mit dem schwarzen Hund als ice-breaker begann mein Vortrag. (Anmerkung: Winston Churchill bezeichnete seine Depression als schwarzen Hund und mir gefällt das Bild sehr gut, dass das Ziel ist, sich nicht mehr von seiner Depression ‚übermannen‘ zu lassen, sondern den schwarzen Hund ‚an die Leine zu nehmen‘.] Neben ein paar allgemeinen Infos zu psychischen Erkrankungen und meinen Hindernissen damit, beschrieb ich meinen Weg in die Selbsthilfe. Weiterhin ging es um den Aufbau und heutigen Stand unserer Gruppe sowie ein paar Rahmenbedingungen für Selbsthilfegruppen und meine Er-Kenntnisse zum Thema Selbsthilfe.
Meine Er-Kenntnisse möchte ich an dieser Stelle teilen:
- Dadurch, dass ich in der Selbsthilfe aktiv geworden bin, erlebe ich mich als authentisch und effektiv; sprich: Ich kann etwas (mit-)bewegen und -gestalten ~ trotz oder gerade wegen psychischer Probleme.
- Bei mir war langjährige Therapie notwendig, aber jetzt erlebe ich in der Gruppe viel Verständnis füreinander, was mich irgendwie auch (ohne Therapie) ein Stück weit trägt.
- Auch als Gründungsmitglied [einer Selbsthilfegruppe] will ich mich ‚zumuten‘ können; seit unserer Gründung hatte ich auch eine depressive Phase, bin aber weiter zur Gruppe gegangen und habe versucht im Rahmen meiner Möglichkeiten mitzugestalten.
Die Selbsthilfe-Interessierten haben positiv auf meine Ausführungen reagiert. Wie die Gruppe in Markt Schwaben abläuft, sorgte für viel Interesse und nach und nach entspann sich ein Gespräch, welche Vorstellungen zum Thema Selbsthilfe am Tisch vertreten waren. Neben Betroffenen haben sich auch 2-3 Personen als Angehörige geäußert und vielleicht kann in Erding ja eine Gruppe für Angehörige und Betroffene entstehen.
Unter der Moderation des Leiters vom SpDi Erding einigten wir uns am Schluss auf drei weitere Folgetreffen am Do 28.2.19, 14.3.19 und 28.3.19 jeweils um 18.30 im SpDi Erding (Münchner Str. 44). Falls sich dort nun eine neue Selbsthilfegruppe bildet, hat sie zum einen meine Unterstützung (am 28. Februar und 28. März komme ich auch wieder dazu) sowie eine Anbindung an den Sozialpsychiatrischen Dienst Erding. Ich bin gespannt, welcher Personenkreis sich dort bei den nächsten Treffen einfindet und würde mich freuen, wenn unsere Selbsthilfe-Arbeit weitere Kreise zieht.
Rückblick auf Selbsthilfe-Infoabend beim SpDi Erding
Unsere Selbsthilfegruppe “Aktiv für die Psyche” hat sich nach langen vier Wochen am 17.01.2019 wieder getroffen. Das Thema unseres ersten Treffens war “Umgang mit der eigenen psychischen Erkrankung in der Öffentlichkeit“. Es war eine sehr interessante Gesprächsrunde mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen.
Es ist nie leicht über die eigene psychische Erkrankung in der Öffentlichkeit zu reden. Das Wichtigste am Anfang ist es sich selbst einzugestehen, dass man Hilfe und Unterstützung braucht. Wie ein Teilnehmer sagte: “Ich darf das fühlen, was ich grade fühle! Es ist in Ordnung und ich muss mich dafür nicht schämen.“ ob Trauer, Wut, Angst, Unsicherheit … das alles ist erlaubt und hat seinen Grund!
Leider haben viele Betroffene in ihrer Umgebung schlechte Erfahrungen gemacht oder sind mit einem – durch Familie, Freunde oder Medien- verzerrten Bild über psychisch erkrankte Menschen aufgewachsen. Solche negativen Einflüsse erzeugten eine noch größere Belastung auf betroffene Menschen mit extremen Folgegefühlen, wie Angst, Scham, Misstrauen. Gedanken wie “was denken sie über mich?“, “Sie halten mich für verrückt oder sogar gefährlich!”, “alle denken, dass ich nicht arbeiten will!” und ähnliches werden ganz eins mit der Person. Die ersten Erfahrungen, die man macht, beeinflussen oft den zukünftigen Umgang mit der eigenen Erkrankung. So passiert es leider häufig, dass man nicht die Hilfe bekommt, die man braucht. Man versteckt sich, leidet alleine. Es kann leider letztendlich auch sehr traurige Konsequenzen nach sich ziehen … desto mehr freut man sich über positive Erlebnisse zu hören! Wenn man Verständnis von der Familie, Kollegen, Freunden bekommt und selbst erfährt, wie viele andere unter uns denselben schwierigen Weg gehen müssen, fühlt man sich nicht so alleine und kann besser und sicherer vor anderen mit seiner Krankheit umgehen.
Egal ob Familienmitglied, Freund, Kollege oder selbst Betroffener:
Geben wir uns in der Gesellschaft gegenseitig die Möglichkeit mehr zu verstehen und vertrauen.